Noch 112 Seemeilen! Wir haben es also bald geschafft 🙂 Heute sahen wir bereits zwei (!) andere Segelboote, ein Zeichen dafür dass wir dem Ziel näher kommen. In den letzten Tagen schmolzen die noch vor uns liegenden Meilen nur so dahin, und wir sagten so Sätze wie „Nur noch 495 sm, ein Klacks!“ Wenn man weiß, dass es von meinem Heimathafen Hooksiel nach Helgoland 38 sm sind und ich häufig diese Distanz als viel zu lang empfinde und dass in einem 14-tägigen Urlaubstörn meist weniger Meilen zusammen kommen, wird deutlich wie sehr sich die Wahrnehmung auf Langfahrt verändert. So geht es uns auch bei anderen Themen. Z.B. trafen wir in den Häfen bislang nur Segler, die den Atlantik überqueren, und auch in der Karibik wird dies, abgesehen von Charterern, sicherlich grösstenteils der Fall sein. Also denkt man schnell, es sei etwas völlig Alltägliches. Zuhause sieht es dann wieder ganz anders aus: in meinem Heimatort werde ich vermutlich niemanden finden der den gleichen Törn gemacht hat… Wir drei stellen immer wieder fest, dass unsere Überfahrt ein Motto hat: „Kein Tag ist wie der andere.“ Z.B. das Wetter war durchweg sehr gemischt: viel Bewölkung, viele Schauerbören, knallende Sonne, schwülwarme Episoden: alles bunt gemixt. Entsprechend waren Wind und Wellen sehr unterschiedlich, entsprechend waren die Segelbedingungen differierend. Die Nachtwachen reichten von gemütlich- entspannten Sterngucker-und Träumereistunden bis zu actionreicher Arbeit in regengepeitschter Gewitterkulisse.
Im Langfahrtseglervölkchen ist die Vorratshaltung für längere Überfahrten ein großes Thema. Wir haben uns selbstredend auch im Vorfeld informiert über diese und andere Fragen: Was an frischen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse hält wie lange? Welche Mengen an Trinkwasser braucht man? Eine vermeintliche Fehlkalkulation beim Trinkwasser führte in den letzten Tagen bereits zu freiwilliger Rationierung seitens Franz und wiederholten Rechenexempeln meinerseits, bis Rainer gestern abend 20 Liter feinsten Trinkwassers in einer entfernteren Backskiste ausfindig machte. Also können wir jetzt hemmungslos trinken, obwohl wir durchaus nicht hätten dürsten müssen: Wein- und Bierkeller sind noch bestens bestückt 😉 Bei Obst und Gemüse reiften die Bananen erwartungsgemäß irgendwann alle zugleich; sie waren jedoch extrem lecker. Äpfel waren auf den Kapverden nicht zu kaufen, die von Teneriffa mitgebrachten hielten sich einigermaßen. Kapverdische Zitrusfrüchte schrumpelten teilweise still und leise vor sin hin, waren nach 10 Tagen nicht mehr brauchbar. Kartoffeln, Süßkartoffeln, Zucchini, Kürbis hielten sich wunderbar; vermutlich wären sie auch noch mindestens Woche mitgefahren, wenn wir sie nicht gegessen hätten. Ein von mir kreierter Eintopf aus Kartoffeln, Kürbis, Süßkartoffeln und Zwiebeln, mit Curry, Chili, Salz, Pfeffer, Limettensaft, Weißwein abgeschmeckt, hat uns vorgestern und heute allen vorzüglich gemundet. Paprika und Auberginen waren nur wenige Tage haltbar. Möhren blieben im Kühlschrank lange frisch, deren von Franz erfundene Haltung in Sand in der Bilge war letztendlich doch nicht das Gelbe vom Ei.
Doch jetzt ist dies fürs Erste kein Thema mehr. Wir freuen uns schon seit Tagen auf frische Ananas, ein kühles Bier, einen Planters Punch, leckeres karibisches Essen :-))
Sobald dann morgen erstmalig „Land in Sicht“ ist, werde ich dies posten.